Ich bin nicht in der Stimmung...
Am Wochenende war ich auf einem Herbstfest unseres Bioladens hier in Weilheim. Und dort war auch meine Freundin, die ich so sehr für ihre Authentizität liebe. Sie war dort auf diesem Fest irgendwann in einer knarzigen Stimmung, die sie offen und ehrlich zeigte. Das genau finde ich fantastisch, den genervten Tonfall, dass knarzig verzogene Gesicht, dass nicht reden wollen und einfach genau so da zu sein, wie sie halt grad ist. Mir gibt das die Erlaubnis, ebenso authentisch da zu sein, wie ich grade bin. Und das ist Heilung pur.
Manchmal bin ich einfach nicht in der Stimmung zu erzählen, wie fantastisch das erste Wochenende des „Healing Catalyst“ (Ein 5-monatiges Gruppenprogramm) war.
Wie tief die Prozesse gingen in dieser intimen Gruppe von Frauen. Wie heilend das Re-Mothering war, das im Arm der Urmutter liegen. Auszusprechen „Ich bin eine Zumutung“, „Ich störe“, „Ich bin zu viel.“ Um als Antwort in liebevolle Augen zu blicken und zu hören, „Du bist ganz leicht“, „Ich genieße es, dich im Arm zu halten“, „Ich bin für dich da“, „Ich liebe dich, genauso wie du bist“ gefolgt von erlösendem Schluchzen und Weinen, das tief aus dem Bauch und vom inneren Kind kommt.
Manchmal bin ich nicht in der Stimmung zu schreiben, wie tief berührend meine Arbeit ist.
Wie schön der Platz und wie lecker das Essen war, an dem wir dieses erste Wochenende verbrachten. Gut Helmeringen hat uns aufgenommen und gehalten. Geborgen und geschützt wie auch offen, weit und naturverbunden. Ich bin nicht in der Stimmung zu erzählen wie heilsam die Energie des Weiblichen in diesem Seminarzentrum war, erfüllt von zwei weiteren Frauengruppen.
Manchmal bin ich nicht in der Stimmung zu erzählen, wie müde, langsam, langweilig und anstrengend mein Leben ist.
Von all den alltäglichen Dingen, die mich nerven, den Steuerbescheiden, der Technik, die mal wieder nicht will oder vom andauernden auf dem Laufenden bleiben müssen. Dass ich dann am liebsten auf eine einsame Insel auswandern möchte ohne WLAN und Autos und Back to the Roots ein einfaches Leben leben möchte.
Manchmal bin ich nicht in der Stimmung zu berichten, wie entspannt, wunderbar und voller Freude mein Leben ist.
Wie ich tagtäglich hineinspüre in meinen Körper und das tue, was er sich grade wünscht. Ja sage zu aufregenden Erlebnissen und ja sage, meine Freunde zu unterstützen. Vom Apfelerntefest zum Zwetschgendatschi backen zum Lichterfesthelfer. Manchmal bin ich nicht in der Stimmung zu schreiben, wie sehr mich Menschen berühren, die sich zeigen. In ihrem Schmerz, ihrem Stolz, ihrer Freude, ihrer Lust, ihrer Angst, ihrem Abgespalten Sein, ihrem Frust, ihrer Liebe und ihrem Berührt Sein. Wie verliebt ich in dieses Leben, mein mir Selbst erschaffenes Leben bin.
Manchmal bin ich nicht in der Stimmung zu erzählen, dass ich im Widerstand stecke.
Dass ich nicht weiß, was ich schreiben soll, oder was dich interessieren könnte, dass ich den Schwung verliere und mich selbst dann schnell als faul bezeichne. Das ich mich herumdrücke und herumschiebe, weil ich doch beständig im Kontakt mit dir bleiben muss, sonst wird’s nichts mit dem erfolgreichen Business. Und dann lehne ich mich hinein in meinen Widerstand und beginne mit ihm zu schreiben.
Ich freunde mich mit meinem Widerstand, meinem „nicht in Stimmung sein“ an und lade ihn an meine Seite ein.
Was dann passiert: Das Schreiben wird leicht, das nicht in Stimmung sein wird leicht, darf da sein und begleitet mich. In mir kehrt Ruhe ein. Ich bin immer noch nicht in Stimmung, doch verändert sich etwas in mir. Der Kampf „gegen“ hört auf und weicht einem inneren Frieden, einer Gelassenheit. Ich erlaube mir zu sein, wie ich bin.
So freunde ich mich mit jeder Stimmung, jedem Gefühl an. ich höre auf dagegen anzukämpfen.
Das ist alltägliche Aufgabe und Übung. So ermächtigst du dich selbst und erleichterst dir dein Leben ungemein. Hör auf zu kämpfen, freunde dich mit deinen Gefühlen an. Mit allen. Und dein Leben wird leicht und gelassen. Erlaube dir zu sein, wie du bist. Und such dir Menschen, bei denen du genauso sein kannst, wie du bist. Du wirst es fühlen!
Erzähl mal: Mit welchem Gefühl möchtest du dich gerne anfreunden und aussöhnen?
Alles Liebe
Elke
Text: © Elke Hannig
Fotos: Elke Hannig - Alicudi
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